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Warum stinkt es im Frühjahr so?



Diese Frage haben sie sich sicherlich auch schon des Öfteren gestellt. Gefühlt wird im Frühjahr immer und überall Gülle und Mist auf die Felder und Wiesen gebracht. Aber warum ist das so?

Im Frühjahr, wenn die Außentemperatur langsam steigt, endet für viele Feldfrüchte auch die Winterruhe. Sie beginnen also zu wachsen. Für dieses Wachstum brauchen alle Pflanzen entsprechende Nährstoffe, ähnlich der Nahrungsaufnahme bei Mensch und Tier. Der Landwirt hat zwei Möglichkeiten diese Nährstoffe zu verabreichen, entweder mit Gülle oder Mist, die sogenannten Wirtschaftsdünger. Die andere Alternative sind Mineraldünger, oft auch Kunstdünger genannt. In Betrieben die Tiere halten oder eine Biogasanlage betreiben fallen übers Jahr Wirtschaftsdünger an. Die Tiere oder auch die Biogasanlage „fressen“ Pflanzen vom Feld, am Ende der Verdauung stehen dann Mist und Gülle. Da die Pflanzen über die Wintermonate ruhen und somit keine Nährstoffe aufnehmen können, bringt der Landwirt zwischen Oktober und Februar auch keine Gülle aufs Feld. 

Im Frühjahr ermittelt der Landwirt wie viele Nährstoffe seine Früchte auf dem Feld brauchen um einen optimal Ertrag zur Ernte zu erreichen. Dies ist oft abhängig von der Güte des Bodens und ob genügend Wasser für die Pflanzen bereitsteht. Als zweites werden die Inhaltstoffe von Gülle oder Mist durch ein Labor festgestellt. Mit Hilfe dieser Analysen entscheidet der Landwirt, wieviel Wirtschaftsdünger oder Mineraldünger zu welchen Pflanzen ausgebracht wird. Für Mais und Grünland eignet sich die Gülle gut, andere Kulturen erhalten zum Start lieber Mineraldünger, weil sie diesen schneller in Wachstum umsetzen können.

Für den Landwirt sind die Nährstoffe in Gülle oder Mist bares Geld wert, da er diese Nährstoffe nicht kaufen muss. In einigen Regionen gibt es mehr Nährstoffe als die Pflanzen auf den vorhandenen Flächen verwerten können. Ein Teil dieser überschüssigen Nährstoffe wird auch von Landwirten in unserer Region genutzt, da hier im Verhältnis zur Fläche wenig Tiere gehalten werden. In einer Art Haushaltplan muss der Landwirt dokumentieren wie viele Nährstoffe er in seinem Betrieb erzeugt wurden und welche Mengen er zugekauft hat. Auf der anderen Seite muss er dokumentieren wie hoch der Bedarf seiner Pflanzen im Jahr war. Diese „Düngebilanz“ wird regelmäßig von Behörden kontrolliert.

Für die Ausbringung der Gülle kommt heute modernste Technik zum Einsatz, ein großer Güllewagen kann schon mal so viel Kosten, wie ein kleines Einfamilienhaus. Die Gülle wird zunehmend mit Schläuchen ganz dicht an die Pflanze gebracht oder gleich in die Erde geritzt. Die ausgebrachte Menge wird laufend von Sensoren überwacht und teilweise schon per GPS dokumentiert. Durch diese Technik kann die Pflanze schnell ihren Hunger stillen und unangenehme Gerüche werden reduziert.
Da im Frühjahr aber alle Pflanzen den größten „Hunger“ nach Nährstoffen haben, wird von März bis April eben auch viel Wirtschaftsdünger ausgebracht, so dass es dann schon mal riecht. 

Ralf-Peter Dieck, Maschinenring Harburg e.V.
Autor:
Landwirtschaft Harburg